In der Physiotherapie liegt der Schwerpunkt der Arbeit mit dem Hund auf Muskelaufbau und Förderung von Geschicklichkeit, Koordination und Wiederherstellung der Propriozeption.
Nach einer längeren Ruhephase, beispielsweise nach einer Verletzung oder Operation, muss der Hund erst wieder lernen, bekannte Bewegungsmuster abzurufen, bei erforderlichen Bewegungsabläufen seine Muskeln in der richtigen Dosis an – und abzuspannen und Muskelkraft aufzubauen. Alte Hunde bauen bei Arthrose häufig Muskeln ab. Auch diesem Prozess kann durch gezielte Physiotherapie entgegen gewirkt werden.
Hilfsmittel wie Parcoursstangen, Wackelbrett oder Pezziball etc. kommen hier zum Einsatz und schulen desweiteren Konzentration und Aufmerksamkeit des Hundes.
Übrigens sind hier auch die Hundebesitzer gefragt. Viele Übungen lassen sich zu Hause leicht nachahmen und bringen Abwechslung in den Alltag des Hundes und vielleicht auch des Menschen.
Alle osteopathischen und physiotherapeutischen Techniken wurden aus dem Humanbereich auf Hund und Pferd übertragen und finden ihre Anwendung. Hier ist noch viel Raum zur Weiterentwicklung.
Hundephysiotherapie auf neurophysiologischer Basis
Einen ganz anderen Therapieansatz benötigen gelähmte Hunde. Dazu zählen Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems, sowie Lähmungserscheinungen, die dadurch entstehen, wenn durch arthrotische Veränderungen der Wirbel die Nervenwurzeln oder Nervenbahnen eingeengt werden und sich entzünden. Ein freies Gleiten und damit eine permanente Anpassung an sich ändernde Bewegungsmuster ist dann nur noch eingeschränkt oder unter Schmerzen möglich. Auch Bandscheibenvorfälle können einen sehr schmerzhaften Druck verursachen und zu Lähmungserscheinen an Vorder- oder Hintergliedmaßen führen.
Letztendlich geht es hierbei immer darum, wieder funktionelle Bewegungsmuster anzubahnen und damit dem Hund zu verbesserter Lebensqualität zu verhelfen. Bei echten Behinderungen ist es zusätzlich immens wichtig, die Hundebesitzer im Alltagsmanagement zu beraten und zu unterstützen. Auch die Hilfsmittelversorgung muss bei teilgelähmten oder gelähmten Hunden sicher gestellt sein. An oberster Stelle steht natürlich das Ziel, das Nervengewebe zur Heilung zu aktivieren, oder aber auch, bei fortschreitender nicht heilbarer Erkrankung, die verbleibende restliche Lebenszeit zu verlängern und so angenehm wie möglich zu gestalten.
Nach jahrzehntelanger therapeutischer Tätigkeit und Fortbildung im Tätigkeitsschwerpunkt Neurologie glaube ich, hier ein kompetenter Ansprechpartner für Hund und Besitzer zu sein. Ich behandle nach dem Bobath Konzept, das von der Bobath Instruktorin Traute Schmidt auf den Hund übertragen wurde. Mit Traute verbindet mich unsere gemeinsame therapeutische Zeit im Therapiezentrum Burgau, eine Rehaklinik für Schädel – Hirn Trauma Patienten. Sie hat zum Thema Neurologie das Buch geschrieben: „Neurologische Erkrankungen beim Hund erfolgreich mit Physiotherapie behandeln.“
Desweiteren umfasst ein weiterer Therapieansatz die gezielte manuelle Mobilisation von Nervengewebe, um das Gleiten von Nervenbahnen zu verbessern und verklebte Nervenwurzeln zu lösen.